Depression

Depression, Malerei und Fotografie

Moin zusammen.

Einige werden es mitbekommen haben das ich einen eigenen Podcast zum Thema Depression und auch etwas Fotografie ins Leben gerufen habe (Link). Da nicht jeder gerne Podcast hört, habe ich mir gedacht die eine oder andere Folge hier in Schriftform zu veröffentlichen. Aber aufgepasst, es sind dabei längere Texte zu bewältigen.

Vorab ein wichtiger Hinweis: Da ich hier über meine Depression schreibe und dieses durchaus auch sensible Themen beinhaltet, möchte ich im Vorfeld eine Triggerwarnung aussprechen. Wenn du psychisch nicht stabil bist z.B., dann würde ich dir empfehlen diese Folge auszulassen und erst zu lesen, wenn du wieder fit genug dafür bist.

So, nun geht es aber los.

Heute möchte ich euch mitnehmen auf die Reise von der Malerei zur Fotografie, die für mich eine wichtige Reise war und immer noch ist.

In der letzte Folge habe ich ja davon erzählt das mir die Gestaltungstherapie zur zweitwichtigsten Therapieform bei meinem Aufenthalt in der psychosomatischen Klinik geworden ist. Was ich bei den Therapiestunden gelernt habe, war es nicht wie früher schöne Bilder zu zeichnen oder zu malen damit mir die Lehrerin eine gute Note gibt. Das hier war was gänzlich anderes. Hier ging es darum etwas zu malen, zeichnen oder mit Ton zu arbeiten in dem ein Teil meiner Gedanken steckt.

Deswegen habe ich auch nach diesem Klinik-Aufenthalt begonnen, zu Hause zu malen. Da unsere Kinder schon vor längerer Zeit ausgezogen waren, konnte ich ein Zimmer dafür nutzen. Zuerst fing ich mit dem Zeichnen an, was aber bald schon wieder, in die Schublade gesteckt wurde. Danach kamen Aquarell-Farben dran, aber auch das war nicht die richtige Form meine Gefühle bildlich darzustellen. Zum Schluss nahm ich Acrylfarben, die ich auf eine gerahmte Leinwand brachte. Das war meine Welt. Ich habe mit Pinseln, Finger oder auch Spachtel gearbeitet. Dabei hatte ich anfangs keine Staffelei, sondern zwei alte Holzböcke, auf denen ich ein breites Brett und darauf die gerahmte Leinwand gelegt habe. Erst viel später habe ich eine gebrauchte Staffelei geschenkt bekommen.

Ich glaube ich habe zu Hause noch über ein Jahr daheim gemalt, zu 99% abstrakt. Nur ich konnte sagen was hinter diesen Farbanordnungen und „Gepinsel“ steckte. Es kam schon mal vor das in das Zimmer ging zum Malen und wenn ich dann rauskam, sah mich meine Frau entgeistert an. Ich fragte warum? Habe ich zu viel Farbe noch im Gesicht, was durchaus geschehen konnte. Sie meinte dann nur, schau an dir mal runter, bzw. in den Spiegel. Was sie meinte, war mein komplett durchgeschwitztes T-Shirt und selbst am Kopf liefen mir die Schweißperlen runter, die ich gar nicht bemerkt habe.

Anhand dieser Ereignisse wusste ich, ich bin auf dem richtigen Weg. Denn ich habe Gedanken und Gefühle für mich bildlich darstellen können. Nicht für andere, sondern nur für mich. Das war nicht immer einfach und ab und zu bin ich auch dort an meine Grenzen gekommen. Meine Frau hat mich während des Malens nie im Zimmer besucht, sie wusste das ich dort allein mit mir und meinen Gedanken und Gefühlen sein musste. Dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar.

Von diesen Bildern von damals sind nur noch wenige übrig. Die meisten habe ich irgendwann entsorgt. So wie ich meinte damit auch die Gedanken und Gefühle von damals zu entsorgen. Auch das war eine falsche Ansicht, was ich aber damals nicht wusste. Im Laufe der Zeit malte ich immer weniger und irgendwann hörte ich ganz auf.

Dieses Bild hier gibt es noch und zeigt mich wie ich als Kind zum Schweigen verurteilt wurde.

Doch ich wollte irgend etwas, womit ich meine selbstgeschriebenen Texte über die Depression visuell unterstützend  darstellen konnte, wenn es nicht mehr die Malerei war.

Zu dieser Zeit fing ich an mich für die Fotografie zu interessieren. Es gab mehr oder wenige gute Blogs, die ich besuchte oder eben auch die vielen Fotografen, die sich auf YouTube vermarkten. Irgendwann war es so weit, dass ich mir eine Kamera kaufen wollte. Es sollte eine „richtige“ Kamera sein, keine Kompaktkamera, sondern mit Wechselobjektiven.

Es gab damals schon eine unzählige Anzahl von Spiegelreflexkameras von den unterschiedlichen Herstellern. Da ich damals noch nicht wusste, dass die Fotografie mein Hobby werden würde, und das Krankengeld auch keine großen Sprünge erlaubten, wurde es schlussendlich eine gebrauchte Canon 650D mit dem 18-55mm Kitobjektiv. Was mir besonders gefiel war die Haptik und das dreh-schwenkbare Touchdisplay.

Mit dieser Kamera begann also alles an und ich fing an den bekannten Fotografen auf YouTube zu folgen. Ich wollte ja auch irgendwie was Besonderes fotografieren, so hörte ich diesen „Experten“ zu und übernahm ungeprüft deren Aussagen, was ein sogenannter richtige Fotograf braucht, bzw. benutzen sollte. Die erste Fehlentscheidung von mir, war es das Canon EF 50mm F1.8 zu kaufen. Denn ein 50mm war damals wohl die wichtigste Linse, die man besitzen musste, sonst ist man kein ernstzunehmender Fotograf.

Ich weiß nicht ob das heute auch noch so ist, schreibt es einfach in den Kommentarbereich. Ich bin gespannt.

Was ich damals nicht wusste, dass ich durch den APS-C Sensor der Kamera einen Cropfaktor von 1,6 und somit kein 50mm dran hatte, sondern umgerechnet ein 80mm mit einer durchgehenden Blende von F2.8. Ganz unabhängig davon, lag das 50mm Objektiv mehr in der Fototasche rum, als dass es an der Kamera montiert war. Oft waren diese Experten reine People- oder Hochzeitsfotografen und deswegen waren ihre Auswahl an vermeidlich Must-Have-Objektiven eher eingeschränkt. Eine Sache war auch das mein 18-55mm Kitobjektiv schlecht war! So wurde es immer wieder erzählt. Schmeiß die Linse weg und hol dir lieber ein, zwei Festbrennweiten, und zwar die lichtstärksten sollten es schon sein. insgesamt waren kleine Telezooms damals sehr verpönt. Die großen und durchaus deutlich teureren Supertele-Objektive waren für die Fraktion von Wildlife-Fotografen und Sportfotografen gedacht. Die waren sowieso weit weg von meinen damaligen finanziellen Möglichkeiten.

Damals hatte ich also ein angeblich untaugliches 18-55mm und ein 50mm das in Wirklichkeit ein 80mm war. So kam es das ich mir irgendwann mir eine 35mm Festbrennweite gebraucht geleistet habe, um endlich ein ca. 50mm Objektiv mein Eigen zu nennen. Denn sowas braucht ja jeder Fotograf. Aber trotzdem war eher das billige 18-55mm an meiner Kamera montiert als das 35mm. Im Laufe der Zeit wurde die Fototasche gegen einen Foto-Rucksack getauscht. Kamera und meine bisher drei Objektive brauchten halt doch etwas mehr Platz als es in der alten Fototasche angeboten wurde. Also waren im Rucksack meine Kamera und die drei Objektive. Man wusste ja nie, wann man das jeweilige Objektiv gebrauchen kann. 

Was auch bald folgte war ein Stativ, denn sowas braucht man auch als ambitionierter Fotograf.

Also noch ein paar Akkus mit reingepackt, eine kleine Wasserflasche und schon war mein mittelschwerer Wanderrucksack gepackt und es konnte losgehen zur Outdoorfotografie.

So ging ich spazieren und war frohen Mutes, dass ich trotz des nicht perfektem Objektivfuhrparks, ein paar gute Bilder hinbekommen würde. Und dem war auch so. Jedenfalls für mich. Was ich aber auch bemerkte, ich war faul. Und zwar im Bereich vom Objektivwechsel her. Wenn ich eines meiner Objektive an der Canon befestigt hatte, wurde dieses beim Fotowalk selten bis gar nicht gewechselt.

So habe ich mich durch diese „Faulheit“ mich selbst eingeschränkt. Manchmal war das ok, bei anderen Möglichkeiten habe ich mich hinterher am Rechner geärgert, dass ich nicht das für das jeweilige Motiv die passende Linse verwendet zu haben.

Im Laufe der Zeit kam noch ein 200mm Teleobjektiv dazu, um doch mal den Schwan, das Teichhuhn usw. näher ran zubekommen. So wurde der Rucksack noch etwas schwerer und ich noch fauler, diesen wegen einem Objektivwechsel abzusetzen, um ihn dann wieder auf die Schulterm zu wuchten. Der Zeitraum in der dieses Ganze geschehen ist sind ungefähr 1,5 Jahre gewesen. Dann kam ein kompletter Systemwechsel, von dem ich euch in einer anderen Folge erzählen möchte.

Was aber auch passiert ist, ich habe einen kleinen Freund gefunden, der mich begleitet hat und der dieses auch heute noch ab und zu tut. Es handelt sich dabei um einen kleinen Teddybären. Durch diesen ca. 8 cm kleinen Freund konnte ich oft meine Depression und was sie mit mir macht, fotografisch darstellen.

Eigentlich gehört er meiner Frau und ist seit ca. 50 Jahren in ihrem Besitz. Aber ich konnte sie überreden ihn mir auszuleihen. So ist er mehr oder weniger bei fast jeder Foto Tour dabei, auch wenn er nicht immer zum Einsatz kommt.

So das war es für heute. Ich hoffe euch hat die Folge gefallen. Ich würde mich über einen kurzen Kommentar freuen.

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