Depression: Lasst uns über Suizidgedanken reden. (ACHTUNG ! Triggergefahr !)
Das Thema Suizid wird innerhalb der schon stigmatisierten Depression noch mehr als ein Tabuthema bewertet. Das Depressionen durchaus zu einem Suizid führen kann belegen eindeutige Zahlen.
In Deutschland versterben jährlich ca. 9.200 Menschen durch Suizid. Das sind mehr Menschen als im Verkehr (ca. 3.000), durch Drogen (ca. 1.500) und an AIDS (ca. 270) zu Tode kommen (Statistisches Bundesamt 2020).
Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise 15– bis 20–mal so hoch.
Die Mehrheit der Menschen, die durch Suizid versterben, haben an einer psychiatrischen Erkrankung gelitten (90 %), am häufigsten an einer Depression (> 50 %).
Diese Zahlen stammen von deutsche-depressionshilfe.de
Es ist sehr erschreckend, das zu lesen.
Suizidgedanken sind auch bei mir aufgetreten. Das sie nicht umgesetzt wurden liegt wohl daran, dass ich schnelle fachliche Hilfe bekam. Meine damalige Hausärztin hat die Lage erkannt und mir einen Therapeuten empfohlen, den sie dann auch für mich anrief. 5 Tage später hatte ich das erste Gespräch, was ein „Beschnuppern“ war. Jetzt, nach ca. 8 Jahren liegen die aktuellen Therapiestunden 4-6 Wochen auseinander. Am Anfang waren es 1–2-mal pro Woche. Bei einigen stationären Aufenthalte wurde die Thematik vertieft. Über einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie bekam ich dazu noch Medikamente, die mir weitergeholfen haben.
Doch ich möchte noch mal zum Thema Suizid zurückkehren. Bei mir waren die Gedanken an Suizid nicht erschreckend, wie man meinen könnte. Sie waren die logische Schlussfolgerung einer heftigen depressiven Episode, die schon Wochen anhielt. Wenn man nur noch negative Anschuldigungen im Kopf hat und alles Positive im Leben von der Krankheit ins Negative verwandelt wird. Wenn jede simple Sache wie z.B. den Müll runterbringen, wie die Besteigung einer in den Himmel ragende Gletscherwand erscheint. Das keine Liebe mehr einen erreicht und man schon lange für die Ehefrau und die Kinder eine Belastung ist. Wenn nur noch dunkle Wolken über dem tiefen dunklen Loch, in dem man hockt, keine Lichter mehr zulässt. Dann, ja dann dachte ich an Suizid.
Wer nun meint man sollte an seine Familie und Freude denken, wenn man sowas vorhat, dem kann ich nur ein müdes Lächeln entgegnen. Familie und Freunde hatten schon lange keinen Stellenwert in mir. Ich lebte in der dunklen Spirale, die nur durch den Tod beendet werden kann, so jedenfalls meine Gedanken damals. Der Gedanke an den Tod wurde immer greifbarer und ich hatte auch keine Angst davor. Er war eher ein guter Freund, der mich erlösen könnte von diesen Qualen.
Wie schon erzählt, hat meine damalige Hausärztin es richtig eingeschätzt und durch Therapie und auch Medikamente konnte mir geholfen werden. Ich habe immer noch depressive Schübe, oder auch mal eine depressive Episode. Das Thema Suizid ist aber schon lange nicht mehr aufgetaucht. Doch bleibe ich wachsam, denn diese heimtückische Krankheit darf man nicht unterschätzen.
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2 Kommentare
Andreas Böttger
Du schreibst mir aus der Seele.
Holger
Vielen lieben Dank für dein Feedback !