Depression

Depression: „Die Zerstörung von Innen heraus.“

So kann man die Krankheit Depression beschreiben. Äußerlich ist alles klar, man(n) ist stark und robust gegen widrige Umstände. Man(n) hat sich eine dicke Schutzrinde aufgebaut, die jedem, noch so schlimmen „Wetter“ standhält. So ist auch die Wirkung auf das eigene, persönliche Umfeld.

Doch das was keiner sieht, schlummert in einem mitten drin. Und selbst der Betroffene erkennt es oft erst spät, dass es eben kein „schlechter Tag“ wieder mal war, sondern viel mehr dahintersteckt.

Im Laufe der letzten Jahre habe ich immer wieder Kontakte zu Betroffenen gehabt, die mir mehr oder weniger die gleiche Geschichte erzählt haben. Als sie bemerkt haben das etwas mit ihnen nicht stimmt, haben sie versucht das im Alleingang wieder auf die Reihe zu bringen. Nach Außen wirkten sie immer noch, wie früher, obwohl schon die ersten Risse von innen zu der festen äußeren Schutzrinde vorgedrungen waren.

Der Feind (die Depression) ist schlau und lässt einem in den Glauben, so einen mentalen Tiefgang selbst in den Griff zu bekommen. Doch umso härter werden die Rückschläge, wenn es mal wieder nicht funktioniert. Man kann sich als Außenstehender kaum vorstellen, wieviel Kraft es kostet, den „normalen“ Alltag zu überwinden. Die Arbeit, die Schule, die Familie, die Kollegen und Freunde, keiner soll es wissen, wie es dir geht, denn das würde ja Schwäche zeigen. Es würde zeigen, dass man sein Leben nicht mehr im Griff hat. Und doch genauso ist es, das Leben so wie man es vorher kannte, ist nur noch ein Schein seiner selbst.

Und auch da setzt die Depression an, sie vermittelt einem immer wieder, dass man nichts auf die Reihe bringt, dass man zu nichts zu gebrauchen ist und wenn es ganz schlimm kommt, erzählt sie einem, dass es den Menschen um dich herum besser gehen würde, wenn du als der Ballast nicht mehr da wärst. Diese Entwicklung ist fast klassisch bei schweren Depressionen. Ob die Depression leicht, mittelschwer, oder sehr schwer ist. Ohne fachliche Hilfe bekommt man diese Krankheit kaum bis gar nicht in den Griff.

Aber gerade das persönliche Umfeld kann mit dieser Krankheit nichts anfangen. Es gibt keine „Beweise“ für diese Krankheit. Man trägt keinen Verband, oder Gips. Es gibt keine Röntgen-Bilder. Deswegen werden Menschen, die an einer solchen Krankheit leiden, oft missverstanden. Gerade dann ist es wichtig sich Hilfe zu holen. Es besteht immer die Möglichkeit das z.B. der Ehepartner, Freund, oder auch ein Elternteil auf Wunsch des Betroffenen einen gemeinsamen Termin bei einem Therapeuten, oder einer Therapeutin vereinbaren können, um einfach mit der falschen Einschätzung zu dieser Krankheit aufzuräumen.

Sicher, dass mag für einige Betroffenen nicht in Frage kommen, aber genau da setzt auch der Feind, die Depression an, es darf ja keiner wissen. Wie stehe ich denn da, wenn ich eine ambulante Therapie beginne, oder sogar stationär in eine Fachklink für Wochen weg bin? Was sagt der Arbeitgeber dazu, muss ich um meinen Job fürchten? Wie werden meine Kollegen mich ansehen und werden sie hinter meinem Rücken über mich flüstern?

Deswegen muss es klar gemacht werden, dass Depression eine Krankheit ist und keine freie Willensentscheidung! Denn genau das macht die Krankheit, sie übernimmt mein Denken und Handeln. Wie ein gefährlicher Parasit bahnt er sich mit falschen Gedanken und emotionalen Zerstörung von innen nach außen. Deswegen ist fachliche Hilfe so wichtig. Das nicht jeder so offen mit dieser Krankheit umgehen kann, wie ich es mache, ist mir auch klar. Aber trotzdem rufe ich euch zu: „Holt euch Hilfe! Lasst euch helfen! Ihr müsst das nicht allein durchstehen!“

An dieser Stelle möchte ich euch, trotz allen Dingen die euch umtreiben, eine gesegnete Weihnachtszeit wünschen! 🙏🏻

4 Kommentare

  • Marion Raufeisen

    „Burn out“ wird gesellschaftlich anerkannt: Da war Jemand zu fleißig. Depression trifft eher auf Ablehnung, im besten Fall noch Unsicherheit. Mit der depressiven Person „stimmt etwas nicht“ denken viele Menschen nach meinem Eindruck immer noch. Schwäche wird unterstellt oder der Versuch, sich zu drücken. Ich verstehe jede und jeden, die und der nicht darüber spricht, daran erkrankt zu sein.
    Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die chronisch depressiv sind. Die merken oder glauben nicht, dass sie krank sind. Ich finde das sehr schade: Es könnte ihnen und ihren Angehörigen viel besser gehen….

  • Hanno Gardemann aka Calvato

    Moin Holger,
    in den letzten Tagen hab ich oft an Dich gedacht und befürchtet, dass es Dir nicht gut geht. Da ich wenig von Depression verstehe, kann ich gar nichts dazu sagen und möchte Dir nur mitteilen, dass wir Dich nicht vergessen haben und auch Deine Fotos vermissen.
    Ich hoffe, Du findest Hilfe um aus Deinem Loch herauszukommen und wünsche Dir Ruhe und Kraft damit wir Dich bald wieder im Fediverse antreffen.
    Halt die Ohren steif wenns geht und bis bald.
    Hanno

  • Alwin Müller

    Danke Holger, für das Bewußt-machen daß Depression an/in jede*m nagen kann.
    An und für sich ist das deutsche Gesundheitssystem als möglicher Patient ganz gut, aber wenn Du Psychische Probleme hast, wird es schwer.
    Eine*n passenden Therapeut*in zu finden.
    *) wenn du Energiemangel hast, willst Du nicht viele Kilometer zur Therapie fahren, nicht ein halbes/ dreiviertel Jahr warten, besonders in einer Stadt wie Berlin, wo es eigentlich einige in Wohnortnähe gäbe
    Ich hatte mal einen Therapeuten gefunden, der übliche Usus;
    Probatorische Sitzungen, das übliche Kontingent was die AOK gewährt,
    der Therapeut meinte dann Sinngemäß, daß er mit seinem Latein am Ende ist.
    Vermutung von ADHS-low.
    Aber er konnte/durfte/wollte mir nicht eine Empfehlung geben, wie es weiter geht.
    Konsequenz für mich, ich gebe auf, passende Therapeut*in zu suchen.

    Mußte dich arrangieren, ein Schneckenhaus voller emotionalen Gerümpel mitzuschleppen.

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