Depression und das Bild aus der Vergangenheit
Triggergefahr!
Gleich zu Anfang eine Bitte. Wenn du derzeit psychisch nicht so fit bist, dann lege diesen Beitrag an die Seite und lese ihn erst wenn es dir besser geht.
Heute spreche ich mal über das Bild was mir am ärgsten zu schaffen gemacht hat und trotzdem ich es nie entfernen konnte. Ein Bild das ich mit Acrylfarben auf eine Leinwand gemalt habe. Hier seht ihr um was es sich handelt:
Das Bild ist zwischen zwei stationären Klinikaufenthalten vor über 10 Jahren entstanden. Da wo mich die Depression sehr schwer getroffen hat. Es ist innerhalb von ca. 20 Minuten damals gefertigt worden und zeigt im Wesentlichen mich selbst, also ein Selbstportrait. Aber es kein normales Portrait.
Es zeigt eine Erinnerung während einer depressiven Episode. Dinge, die nie aufgeklärt wurden, über die niemals mehr gesprochen wurde, so dass man zum Schweigen verdammt war. Deswegen ist auch der Mund wie zugenäht. Die entsetzten Augen zeigen die Verzweiflung, die sich im Inneren abspielt.
Ich konnte die ersten Jahren, nach der Fertigstellung des Bildes, mir dieses nicht ansehen. Es löste in mir einfach zu viel aus.
So stand es umgedreht auf dem Dachboden an einer Wand. Mir wurde damals auch geraten dieses Bild einfach zu vernichten, um sich dadurch auch von diesen dunklen Gedanken zu lösen. Aber irgendwie konnte ich das nie. Im Laufe der Zeit fing ich langsam an das Bild immer mal wieder hervorzuholen, um es zu betrachten. Das konnte ich damals nicht lange aushalten und so wurde es wieder umgedreht und an die Wand gestellt. In unterschiedlichen Zeitabständen sah ich mir immer mal wieder dieses Bild an.
Erst gestern war ich wieder auf dem Dachboden, um ein paar Fotos zu machen. Es ist einfach eine gute Location. Besonders für mich, wenn ich nicht rausgehen will/kann. Das Bild stand seitlich im Raum, und zwar richtig herum, so dass ich es sofort gesehen hatte. Der Anblick bringt mich heute nicht mehr durcheinander oder zieht mich runter. So war es auch das ich es einfach nahm, platzierte und diese Foto davon machen konnte. Danach stellte ich es richtig herum wieder an die Seite und ging nach unten, um das Foto am Computer noch zu bearbeiten.
Was ich durch dieses Bild gelernt habe, ist das Aushalten von Situationen, die versuchen mich in einen depressiven Schub/Episode zu versetzen. Das Bild z.B. betrachte ich und analysiere es heute. Was macht es mit mir und warum? Durch diese Analyse wird die emotionale Seite der Geschichte entschärft. Mir wurde auch klar, wenn ich das Bild damals zerstört hätte, wären die Erinnerungen trotzdem geblieben. Wir können halt manche Erinnerungen, so negativ auch sein mögen, nicht löschen wie Daten von einer Festplatte. Sie sind ein Teil von uns. Der richtige Umgang mit diesen Erinnerungen kann der Schlüssel zur Heilung sein.