Depression: So alt und immer noch keine Ruhe (Triggergefahr!).
Sie ist wieder da, doch nicht so schlimm wie ich es schon erlebt habe. Doch sie bringt ständige die gleichen Fragen mit sich. Warum kann ich mich nicht von ihr lösen?
Ich bin zwischenzeitlich 61 Jahre alt. Doch der Junge in mir zeigt mir immer wieder die alten Situationen, die mich heute noch verfolgen. Über 10 Jahre Therapie liegen hinter mir. Stationäre Aufenthalte wie auch ambulante. Ich habe durch sie herausgefunden das ich damals als Junge von ca. 9 Jahren Dinge erlebte, die sich in mein Gehirn festgebrannt haben. Diese habe ich als Jugendlicher versucht zu verdrängen, was aber nie wirklich gelang.
Ich war ein Einzelgänger, der durch seine Aggressivität und seinen Jähzorn auffällig wurde. Selbstverletzungen waren nicht ungewöhnlich. Doch das Umfeld wollte die Wahrheit nicht sehen und schwiegen weiter. Man versuchte durch Strafen mich zu „erziehen“, aber der Grund warum ich so war wie ich war, wurde nie angesprochen.
So versuchte ich mich durch das „normale“ Leben zu schlagen was mir mit diversen Rückschlägen bedingt gelang.
Heute stehe ich oft am Fenster und schaue nach draußen und der 9-jährige Junge spricht wieder mit mir und holt mich in die damaligen Situationen zurück. Er führt mich und vor dem inneren Auge sehe ich alles wieder, was damals geschah. Als die Tränen kamen, wischte ich sie ab und wandte ich mich vom Fenster ab.
Dieser Junge in mir hat nie erlebt erwachsen zu werden und ich trage ihn und seine Geschichte mit mir rum und komme nicht zur Ruhe. Ich schaue in den Spiegel und sehe einen gequälten 61-jährigen Mann, der um die Situation weiß, aber nicht zur Ruhe kommen kann. So alt und immer noch keine Ruhe.
Überarbeitet am 10 Juni 2024