Depression

Depression: Ein depressiver Schub und was ich „falsch“ gemacht habe.

Gestern war ein Tag den man in die Tonne hätte kloppen können. Merkte schon am frühen morgen das irgendwas wieder einmal in meinem Kopf schief läuft. Die Nacht davor war schon besch … eiden und der Tag darauf hätte man aus dem Kalender streichen können.

Ich habe gestern 3–4-mal auf der Couch gelegen und mindestens jeweils eine Stunde geschlafen. Ich mache das immer, wenn ein depressiver Schub sich abzeichnet. Denn während dieser Stunde gebe ich der Depression keinen weiteren Raum.

Am Nachmittag wollten meine Frau und ich über den kleinen Weihnachtsmarkt in unserem Ort gehen. Es ist wirklich ein kleiner Markt, den man locker in 45 Minuten überqueren kann. Mir ging es zwar immer noch besch … eiden, aber ich habe mich dann doch entschlossen mitzugehen. Auch weil ich wusste das meine Frau sich sehr darüber freuen würde mit mir gemeinsam über diesen Markt zu gehen.

Ihr war aber auch klar, dass es für mich eine große Überwindung war, jetzt in der Öffentlichkeit mich zu zeigen. Es war klar, dass wir Freunde und Bekannte treffen und das viel los sein würde. Schon auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt, der fußläufig gerade mal 5 Minuten von unserer Wohnung liegt, wurden der depressive Schub heftige und meine Schritte immer kleiner. Doch ich wollte das jetzt durchziehen.

Trotz das der Markt relativ klein ist, waren viele Menschen dort unterwegs. So drängelten wir uns durch die Menschenmasse und hier und da blieben wir stehen um uns den einen, oder anderen Stand näher anzusehen. Weitere Stopps gab es, wenn wir Freunde und Bekannte trafen und man sich kurz mit ihnen unterhielt. Dabei merkte ich immer mehr den Drang zu flüchten.  Gleichzeitig kamen dazu noch körperlich Beschwerden, wie Kurzatmigkeit und Beine und Rücken schmerzten.

Nach weniger als eine Stunde traten wir unseren Rückweg an und meine Frau sagte mir, dass sie stolz sei, dass ich trotz des depressiven Schubes mit ihr über den Weihnachtsmarkt gegangen bin. Aber sie spürte auch das diese knappe Stunde den letzten Rest meiner Kraft gegen den depressiven Schub völlig aufgesogen hat. Auf den kurzen Weg nach Hause musste ich 2-mal anhalten, weil ich plötzlich kaum noch in der Lage war zu gehen. In diesen kurzen Momenten hätte ich mich am liebsten auf den Weg gelegt und die Augen zugemacht.

Zu Hause angekommen legte ich mich gleich auf das Sofa und schloss meine Augen und schlief dort wieder für ca. eine Stunde. Danach sprach mich meine Frau an und fragte warum ich nicht gesagt hätte das es mir so mies ging, dann hätte man diesen Besuch auf diesem Weihnachtsmarkt abgeblasen. Doch ich wusste das dieser Besuch ihr viel bedeutet, da er nur an diesem einen Samstagnachmittag stattfindet. Ich habe also alle Symptome ignoriert und bin mit ihr dorthin gegangen.

Meine Frau meinte dazu das diese Geste nett war, aber dass meine Gesundheit mehr wert ist als einen Gang über einen Weihnachtsmarkt. Doch immer wieder muss meine Frau durch meine Erkrankung zurückstecken und dieses Mal wollte ich es aus Liebe zu ihr durchziehen.

Das Ergebnis war, das ich gestern völlig fertig war und um 19 Uhr ins Bett gegangen bin und bis heute früh um 5 Uhr geschlafen habe. Ich fühle mich jetzt besser als gestern noch, aber mir wurde klar, dass ich einen „Fehler“ begangen habe. Durch so einen Fehler kann schnell aus einem depressiven Schub eine depressive Episode werden, die dann Tage, oder Wochen/Monate anhalten kann. Doch ich würde es wahrscheinlich beim nächsten Mal genauso machen, denn meine Frau soll nicht immer wegen mir schöne Zeiten verpassen. Das hat sie in den letzten 10 Jahren schon zu oft.

Heute werde ich es ruhig angehen, um wieder Kraft zu tanken.

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