Depression: Erdrückend
Wer sich mit dem Thema Depression als Nichtbetroffener beschäftigt, kommt mit menschlicher Logik nicht weit. Man trifft auf Menschen, denen es gut gehen sollte.
Finanziell gut aufgestellt. Eine großartige Frau und gesunde Kinder. Was soll da denn schon einen aus der Bahn werfen?
Depression ist eine Krankheit, die genau da ansetzt. Sie ist schleichend und man merkt es am Anfang nicht. Gerade am Anfang meint man das man einfach einen schlechten Tag, oder schlechte Tage hat. Das kennen wir ja allemal. Man gewöhnt sich daran, wie auch das der Schlaf in der Nacht nicht mehr erholsam ist.
Der Druck dieser Krankheit erhöht sich im Laufe der Zeit immer mehr und das Aufrechthalten eines „normalen“ Lebens kostet extreme Kraft. Man funktioniert nur noch und das ist eigentlich falsch. Denn das bin ja nicht ich, sondern ich setze eine Maske auf, damit keiner merkt, wie schlecht es mir geht. Gerade am Arbeitsplatz und auch in der Familie wird das Tragen diese Maske dauerhaft eingerichtet. Ein wirklicher Teufelskreis.
Oft muss erst ein Zusammenbruch kommen, damit andere Menschen im Umfeld überhaupt bemerken, dass eben nicht alles rund läuft, wie man dachte. Doch die Partner, Freunde und Bekannte verstehen es genauso wenig wie die betroffene Person. Damit fängt für die betroffene Person eine Zeit an, in der er, oder sie versuchen, die Krankheit zu verstehen und zu erklären, erst sich selbst dann dem Umfeld.
Doch das funktioniert so gut wie nie. Manchmal dauert es Monate oder sogar Jahre, bis man wirklich verstanden hat, warum einen die Depression so fertig macht. Und selbst wenn man weiß, woher das alles kommt, heißt das nicht im Umkehrschluss, dass man wieder ein „normales“ Leben führen kann.
Bei mir kam ich irgendwann zu dem Schluss, dass ich dieses „normale“ Leben gar nicht mehr führen möchte. Im Gegenteil, ich distanzierte mich von Personen, die für mich toxisch waren, auch wenn es die eigene Familie betraf. So trennte ich mich von meinen Eltern und Brüder.
Der Schritt war nicht einfach, aber war für mein Leben sehr wichtig und richtig! Wenn Menschen einen immer wieder unter Druck setzen, ist das nicht hilfreich, egal um welche Personen es sich handelt. Wenn man als Sozialschmarotzer betitelt wird, oder die eigene Ehefrau bezichtigt wird, dass sie mich dazu gebracht hat das ich einen auf Psycho mache, sorry, da war die Trennung von diesen Personen die einzige Lösung. Zwischenzeitlich sind meine Eltern verstorben, was nicht heißt das meine Depression fort ist.
Ich habe jetzt nach über 10 Jahren immer noch depressive Schübe und auch ab und zu eine depressive Episode. In dieser Zeit fühle ich mich wieder unter Druck gesetzt und fühle mich hilflos und mein Selbstwertgefühl verschwindet.
Doch ich habe gelernt auch mit dieser Krankheit ein gutes Leben zu führen, natürlich nicht, wenn sie akut zuschlägt. Doch in den guten Zeiten habe ich gelernt zu genießen und mir keine Vorwürfe mehr zu machen. Und diese guten Zeiten sind deutlich mehr geworden als noch vor einigen Jahren. Jeder Tag ohne Depression ist ein guter Tag. An diesen Tagen kann ich meiner Frau die Liebe geben, die sie mir auch in den dunklen Zeiten entgegenbringt. Ich bin stolz auf meine Kinder und habe eine kleine Handvoll Freunde, mit denen ich dann eine gute Zeit verleben kann.