Depression

Depression: … und der Umgang mit den guten Zeiten.

Oft habe ich hier über meine Depression geschrieben. Was sie mit mir macht und wie hilflos ich nichts dagegen unternehmen konnte. Doch heute möchte ich mal über die guten Zeiten sprechen. Also die Zeiten, wo ich weder einen depressiven Schub, oder eine depressive Episode hatte.

Denn eines ist mir im Laufe der Jahre immer mehr bewusst geworden. Wenn die Depression mich wieder einmal in die Tiefe zieht, ist das kein Dauerzustand, auch wenn es sich so anfühlt. Je nach Schub, oder Episode, können es Stunden, Tage oder auch Wochen sein, wo ich mich von der Realität dieser Welt in die Dunkelheit zurückziehe.

Doch was ist mit der Zeit, die zwischen solchen dunklen Phasen meines Lebens ist? Wie erlebe ich sie und wie gehe ich mit dieser „guten“ Zeit um?

Lange Zeit habe ich mir nicht erlaubt, dass es mir gut geht. Wie sieht das denn aus, wenn ich ausgelassen mich mit Freuden unterhalte? Ich, der durch diese heimtückische Krankheit nicht einmal mehr arbeitsfähig bin. Wie wirke ich nach außen und wer glaubt in dieser Zeit, dass ich trotzdem krank bin?

So habe ich mich auch in den guten Zeiten immer wieder zurückgezogen und bin kaum nach draußen gegangen. Schon das simple Einkaufen war für mich purer Stress. Wenn ich durch die Gänge eines Supermarktes gegangen bin, habe ich als erstes darauf geachtet, dass kein Bekannter oder ehemaliger Arbeitskollege dort zu sehen war. Ich wollte keine Gespräche die in die Richtung: „Na, wie geht es dir?“ oder „Was machst du jetzt so beruflich?“ gehen.

Ich war lange Zeit nicht bereit, mich solchen Fragen zu stellen und versuchte durch den Rückzug in die eigene Wohnung, diesen Dingen auszuweichen. Ich habe es mir also nicht erlaubt, dass es mir gut geht und traute mich nicht, dieses auch nach außen zu zeigen.   

Haute schaut diese Angelegenheit meistens anders aus. Ich treffe mich mit Freuden, wenn es mir gut geht und freue mich über die gemeinsame Zeit. Doch bis dahin vergingen Jahre(!) mit vielen therapeutischen Gesprächen. Wenn es mir gut geht, traue ich mich neben dem Supermarkt auch immer öfter in den größeren Nachbarort zu gehen und mich unter die Menschen dort mischen.

Ab und zu gibt es noch die alte Denkweise „Was werden die Menschen (Bekannte, ehem. Arbeitskollegen usw.) denken, wenn sie mich hier sehen?“ Wenn diese Denkweise wieder hochkommt, ziehe ich mich auch wieder zurück. Ich habe gelernt, dass es eben solche und solche Tage gibt und ich mir deswegen keine Schuldzuweisungen geben muss, dass ich es wieder einmal nicht geschafft habe.

Wenn ich also draußen zu sehen bin, geht es mir gut und ich will mich auch nicht mehr verstecken. Die Depression nimmt so schon genug Platz in meinem Leben ein. Deswegen will ich nicht, dass sie mir auch noch die guten Zeiten zerstört.

Ich erlaube es mir, dass es mir auch zwischendurch gut gehen darf!

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