Depression: Sie macht einen erwachsenen Mann wieder zu einem kleinen Jungen. (Triggergefahr!)
Wenn die Depression in Form von einem Schub, oder einer Episode wieder zuschlägt, ist innerlich der kleine junge von damals wieder da und übernimmt das Kommando. All die Gefühle von damals kommen wieder hoch, die gleiche Panik ist wieder da und dass, obwohl die ausschlaggebenden Situationen schon ca. 50 Jahre zurück liegen.
Als fast 60-jähriger Mann werde ich von meinem Stuhl geworfen, worauf ich vorher sicher gesessen habe. Die Fratze der Depression schaut mir dabei grinsend zu. Sie ist es, die mir wieder Dinge vor dem inneren Auge zeigt, als wäre ich in dieser Situation.
Immer mehr steigt die Panik hoch und die Hilflosigkeit wird mit jeder Minute stärker.
Wer nun meint das man das logisch angehen kann und sich nur sagen muss das dieses nicht der Realität entspricht, dem muss ich sagen das seine Realität nicht mehr meine ist. Ich bin gefangen und das Ankämpfen dagegen treibt mich nur tiefer in die hoffnungslose Situation.
Irgendwann (bei mir nach sehr kurzer Zeit) bin ich an einem dunklen Tiefpunkt angekommen, der sogar die Panik und Hilflosigkeit nicht mehr zulässt. Keine Form von Gefühlen sind da. Nichts! Irgendwie lebt man, aber man lebt auch wieder nicht. Fragen wie man mir helfen kann, helfen mir nicht. Liebe und Zuneigung erreichen mich nicht, genauso wenig die strahlende Sonne und das schöne Wetter draußen. In diesem Zustand bekomme ich höchstens von der Depression gesagt das ich zu nichts tauge und immer wieder auf Schnauze fallen werde.
Diese Zeiten sind wahrhaftig dunkle Zeiten und völlige Leere ist in mir. Warum sollte ich weiter machen, außer dass ich anderen Menschen den Sauerstoff wegnehme? Für meine Frau/Kinder/Enkelkinder usw.? Vergiss es! In diesen Zeiten kann mich keine Person erreichen und alles um mich herum versinkt in einer dunklen Gleichgültigkeit, mir und anderen gegenüber.
Doch wie schaffe ich es das ich aus diesem dunklen gefühlslosen Loch herauskomme? Abwarten ist bei mir die einzige Möglichkeit. Die Depression in ihren schlimmen Facetten durchleben und sie einfach stehen zu lassen. Wenn ich gegen sie ankämpfe, gebe ich ihr automatisch noch mehr Raum und die Wahrscheinlichkeit das ich gewinnen werde, ist gegen Null. Sie aushalten und warten ist für mich bisher die einzige Möglichkeit sie dadurch zu ignorieren. Manchmal ist es dadurch nur ein Schub von wenigen Stunden. Insgesamt sind die depressiven Episoden, die deutlich länger gehen, weniger geworden in den letzten Jahren, wofür ich dankbar bin.
Außerdem habe ich mich daran gewöhnt in den guten Zeiten auch zu lachen und fotografieren zu gehen. Dieser Text heute ist durch das erste Foto entstanden, das ich mit der neuen (gebrauchten) Fuji X-H1erstellt habe. Es macht Spaß und ich genieße diese gute Zeit. Denn dadurch bekomme ich wieder Kraft, um die dunklen Stunden und Tage zu überstehen.